Zunext die harte Kritik gleich am Anfang, weil es danach nichts mehr schlechtes über diese Veröffentlichung zu sagen gibt: 30 Minuten Spielzeit sind eine Frechheit, sind lachhaft bei einem Medium, das mindestens 80 Minuten Musik speichern kann.
Gleich zu Beginn der CD wird dermassen souliger “Gundpowder” verschossen, dass bei mir alles zuckt - innen wie aussen - das ist die reinste Blues-Essenz - übergossen mit einem Strahl von Soul-Funk, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe. Und der Auftakt war kein Augenwischer. “Sugarfoot” ist genau so funky und erinnert an die besten James Brown Zeiten. Das Keyboard/Clavinet klingt, als ob der Tastenmensch gerade von Stevie Wonder’s “Superstition”- Aufnahme-Session kommt. Die Bläsersätze (Saxophone, Trompeten) schneiden dem Hörer den Mainstream-Schmalz aus den Ohrmuschis
Kann sich noch jemand von den Blackmusic-Opis an den göttlichen Groove der Soul-Funk Band B.T.Express (Do It Til You’re Satisfied) erinnern? Hier ist die Fortsetzung: Black Joe Lewis singt “I’m Broke” (zu deutsch: Ich bin pleite) und ich glaube es ihm, denn er singt mit seiner hohen heiseren Stimme inbrünstig, als ob er gerade seinen letzten Cent verloren hat. Die Nummer ist eine der besten Soul-(Blues)-Nummern im neuen Jahrhundert und sein kreischender Schrei nach 3 Minuten gibt mir Recht.
Und gerade ist der dritte Track zu Ende gegangen und ich bin schon hin und weg. Ich muss mich mässigen. Ruhiger blieben. Cool blieben. Aber es geht nicht, denn “Big Booty Woman” fängt an wie der Robert Cray-Song “Smoking Gun” (von dessen 86er Album Strong Persuader), geht dann aber über in einen pumpenden Bass-Groove, der von der anschwellenden Horn-Section (zu deutsch im übertragenen Sinne: Bläser-Arrangements) überrollt wird und in einem lautstarken Crescendo endet.
Danach darf ich dann wieder eine Lieblings-Blues-Plattitüde hervor kehren: Rauh und ungehobelt. Tiefschwarzer Boogie-Blues (als ob John Lee Hooker ne Prise vom speedigen Zeugs eingeschmissen hat) - die Stimme klingt verzerrt - es ist Black Joe Lewis wurscht, ob es schön klingt - hier zählt nur das authentische Feeling - Wahnsinn! Der Titel des Songs heisst (was Wunder!) “Boogie”!
So wie in “Master Sold My Baby” würde Robert Johnson heute klingen, wäre er noch am Leben. Es wird noch dichter, lauter. Der Schlagzeuger kehrt einen New Orleans Marching Shuffle hinter seiner Snaire-Drum hervor, die Slide-Gitarre vibriert im feuchten Dschungel- Cajun-Swamp - Die Gitarre spielt einen sogenannten Country-Bend (der Ringfinger zieht gleichzeitig drei Seiten hoch, während der kleine auf der E-Saite liegt und den Ton hält) und einen vorbeifahrenden Zug imitiert.
Schnell auf den Zug aufspringen und eine Zeitreise zurück unternehmen in die Zeiten besten Stax-Souls, wie er in “Get Yo Shit” zelebriert wird. Auch hier wieder eine geniale sensationelle Hardsoul-Nummer, bei der der Drummer sogar ganz leichte Affinitäten zu einem Reggae-Dub offenbart. New Orleans-Funk gibt’s im halbinstrumentalen “Humpin”- auch hier wieder schneidende Bläsersätze (die Honeybears bestehen aus 8 Mitgliedern)
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